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MELANIE ENDER: SMOOTH, SO SURFACE! OH YEAH …
Die Oberflächenbehandlung abseits malerischer Techniken nimmt in Enders Werken eine zentrale Stellung ein, vereint die visuellen Effekte der Malerei mit der haptischen Qualität der Skulptur. Die Künstlerin bearbeitet den Bildträger direkt als Bildobjekt, wodurch konventionelle Gattungsgrenzen wie jene der Malerei und der Bildhauerei verschwimmen. Die raue Textur der Gipsflächen erscheint durch das repetitive Abschleifen fast ausgelöscht und erinnert an Marmor, während die Glätte und Steifheit der Buntmetalle durch die Biegungen und die Verfärbungen der Oxidierungen den Eindruck eines organischen Stoffes annimmt.
Durch die Spuren der manuellen Bearbeitung ist die Zeitlichkeit der Werke für die BetrachterInnen genauso erfahrbar, wie durch den künstlich beschleunigten Alterungsprozess der Metallelemente, die durch das Brünieren verschiedene Formen der Patina bilden.
Der sich wiederholende Material-Mix aus Gipsplatten, Buntmetallen, Gips und pigmentiertem Beton bildet das formensprachliche Vokabular ihres Zeichensystems, entlang dem sich Ender an den Grenzen malerischer und bildhauerischer Konventionen abarbeitet.
Aus der Objekthaftigkeit der Zeichen ergibt sich Offenheit, denn sie stehen nicht nur als indexikalischer Verweis für den Arbeitsprozess während des Zeitraums der Werkkomposition. Sie erfordern von den BetrachterInnen auch ein immer neues Sich-Ins-Verhältnis-Setzen.
Aus den ähnlichen und doch verschiedenen Varianten der Materialien und ihrer Bearbeitung produziert die Künstlerin eine eigenständige Grammatik, die auf der Vielstimmigkeit und Varianz der bildnerischen Mittel, die sie verwendet, beruht.
Als Absage an die Dualität als künstlerisches Konzept können in Enders immer dreidimensionalen Arbeiten alle Bildbestandteile sowohl in ihrer Differenz bestehen und fügen sich dennoch in zahlreichen Variationen zu immer wieder neuen, unvorhersehbaren Ganzheiten zusammen. So werden in ihren Arbeiten der paradigmatische Aufbau der Malerei und die klassische Zweiteilung der Plastik zwischen Objekt und Sockel aufgelöst. Auf die konventionellen Schichtungen des Tafelbildes aus Keilrahmen, Leinwand, Farbe, Firnis wird in ihren Wandarbeiten ein Nebeneinander gleichberechtigter Bildsegmenten erwidert.
Die Kompartimente der Bodenplastiken grenzen sich in ihrer Materialität klar
voneinander ab, bilden im selben Moment aber eine in sich geschlossene Totalität. Erscheinen sie in der direkten Aufsicht wie abstrakte Malereien, spannen sie zugleich horizontale, zu umgehende Flächen auf und verweisen auf ihre Räumlichkeit.
Die Elemente der Wandarbeiten ragen ineinander, sind miteinander verzahnt, wölben und strecken sich in den Ausstellungsraum hinein und erzeugen als Effekt dieser architektonischen, modularen Arbeitsweise dreidimensionale Bildräume, deren Proportionen und Skalierungen sich im Rhythmus der Bewegungen der BetrachterInnen verändern.
Der Dynamisierung statischer Bildelemente steht das präzise Einfangen von Bewegungen gegenüber:
In den Biegungen der Messingstäbe, deren sorgsam ausbalanciertes Lot sie wie eine fragile Momentaufnahme einer schwingenden Bewegung erscheinen lässt, aber auch in der Trägheit der Bodenplastiken auf ihren Stahlrollen, die gerade für einen Moment zum Stillstand gekommen zu sein scheinen.
Text (Auszug): Anne Zühlke